Beim Rechtsabbiegen übersieht ein LKW-Fahrer auf dem Kölner Hohenstaufenring eine geradeaus fahrende Radfahrerin, erfasst sie und schleift sie mehrere Meter mit. Die 33-Jährige wird lebensgefährlich verletzt, der 29 Jahre alte Lastwagenfahrer erleidet einen Schock. Es war der dritte Verkehrsunfall binnen weniger Tage in der Domstadt, bei dem ein Radfahrer oder Fußgänger von einem Fahrzeug beim Abbiegen schwer verletzt wurde.
Abbiegeunfälle zählen zu den häufigsten Crashs innerorts. Kollidieren schwere Brummis mit Radlern oder Fußgängern, ist die Unfallschwere besonders hoch. Schuld hat oftmals der sogenannte tote Winkel.
Das sind die vier Außenbereiche, die für den Fahrer trotz Spiegel nicht vollständig einsehbar sind. Ganz allgemein helfen partnerschaftliches Verhalten, Umsicht und technische Hilfsmittel. Denn komplett ausschließen lässt sich das Risiko nicht.
Aufmerksamkeit schafft Sicherheit
Er gehört zum Einmaleins jeder Fahrschule: der Schulterblick von Autofahrern zum gefährlichsten toten Winkel nach rechts – im Zweifelsfall auch mehrmals. Er soll das Risiko minimieren, andere Verkehrsteilnehmer zu übersehen.
Das gilt nicht nur beim Rechtsabbiegen, sondern auch beim Spurwechsel und Öffnen der Türen. Wer rücksichtslos abbiegt und dabei Fußgänger gefährdet, riskiert außerdem ein Bußgeld in Höhe von 70 Euro.
Der Deutsche Verkehrssicherheitsrat empfiehlt Radfahrern und Fußgängern vor und auch während des Überquerens der Straße mit größter Aufmerksamkeit auf abbiegende Fahrzeuge zu achten und nicht darauf zu vertrauen, dass sie gesehen werden.
An Kreuzungen stehen sie am sichersten weit vor oder weit sichtbar rechts hinter Bus oder Lkw. So erkennen sie auch die Blinklichter der Brummis und laufen nicht Gefahr, von den Hinterrädern erfasst zu werden, die einen kürzeren Weg um die Ecke nehmen. Zu ihrer eigenen Sicherheit sollten sie notfalls auf ihr Vorfahrtsrecht verzichten.
Motorradfahrer sind gut beraten, sich deutlich zu zeigen. Bei freier Sicht kann an anderen Fahrzeugen zügig vorbeigefahren werden. Im Zweifelsfall, wenn beispielsweise das vorausfahrende Fahrzeug das Tempo reduziert, ist die Fahrt im Schlepptau sicherer bis klar ist, wohin der Vorausfahrende steuert.
Generell ist es sinnvoll, dass Fahrrad- und Motorradfahrer in der dunklen Jahreszeit reflektierenden Warnwesten tragen sollten.
Technische Hilfen bringen Übersicht
Für Autofahrer das A und O: die korrekte Spiegeleinstellung. Dazu rutscht der Fahrer in seine angestammte Sitzhaltung an die Lehne, der Kopf ruht auf der Kopfstütze. In den Seitenspiegeln dürfen jetzt innen ganz knapp die äußeren Autoumrisse zu sehen sein.
Der Rückspiegel hat die korrekte Position, wenn das Heckfenster komplett sichtbar ist. Zusatzspiegel bringen mehr Überblick, aber nicht jeder ist auch sein Geld wert. Werkstätten raten, was nützlich, aber auch erlaubt ist.
Lkw-Fahrern erleichtern die vorgeschriebenen zusätzlichen Weitwinkel-Spiegel die Sicht. „Vorausgesetzt natürlich, sie sind richtig eingestellt, sauber und nicht beschlagen“, weist Michael Fischer, Leiter des Teams Abbiegeunfällle in der Berufsgenossenschaft Verkehr, auf ein großes Problem hin.
Andere technische Hilfsmittel sind möglich, im Test oder bereits im Einsatz, bergen aber auch die Gefahr der Überforderung der Fahrzeuglenker. Dazu gehören Kameras, die schlecht einsehbare Bereiche auf Monitoren sichtbar machen, Positionsleuchten, die bei Fahrtrichtungsänderung blinken oder Abbiegeassistenten, die andere Verkehrsteilnehmer im toten Winkel detektieren und akustisch und per Monitor auf sie aufmerksam machen.
Quelle: ZDK